Apr 272007
 

Heute habe ich ein eigenes Gedicht aus dem April 1989 wieder entdeckt – geschrieben während des Zivildienstes in Bad Segeberg. Ich war damals schwer verliebt – richtig schwer. Die Zeilen, in denen ich das verarbeitet hatte, spiegeln die Erinnerung an einen Abend am Strand an der Mündung des Aber W’rach in der Bretagne wieder, an welchem ich allein den Anblick des Sonnenuntergangs im Atlantik genoss. Das alles geschah im Rahmen des deutsch-französichen Jugendaustausches der beiden Sportvereine F.T. Vorwärts Kiel und PLS Brest…

Dänischer Abendhimmel über Aber W’rach

Die weißen Schäfchenwolken gleiten über den blaßblauen Abendhimmel
verschwimmen zu weißblauen Aquarellschlieren
als der laue Abendwind einschläft
und dann beginnt die vergehende Abendsonne
sie rot zu färben
anfangs ein zartes Orange
das so wunderbar mit dem Himmelblau harmoniert
später so blutrot wie die Liebe
die mein Herz verwundet hat
und schließlich graurot wie die Narben
die davon geblieben sind
während ich durch die Dünen traumwandere
meine Fußspuren beobachte
von denen ich weiß
daß sie morgen verweht sein werden
und über Vergänglichkeit sinniere
verliert der Himmel seine Farben
wie auch das satte Grün des Strandhafers in den Dünen verendet
und endlich wird alles grau
anfangs noch hell
wie die Gleichgültigkeit
vor der ich mich fürchte
und die mich wohl doch ereilen muß
und schließlich
lange nachdem sich die Sonne ertränkt hat
in den nun zahmen Wogen des Atlantik
verlischt alles Licht
und übrig bleibt nur das leise Rauschen der Wellen
die liebevoll an der Küste nagen
siegen
und dabei vergehen
unter dem Deckmantel der Nacht
die so viel weiß
und doch nichts verrät
schwarz
verschwiegen
endgültig.

Bad Segeberg, 27.04.1989

 Veröffentlicht von am 27. April 2007 um 03:23  Tagged with:

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