Wenn man in Eckernförde die beiden lokalen Zeitungen politisch einordnen sollte, dann steht die Eckernförder Zeitung nahe an der CDU und die Eckernförder Nachrichten sind eindeutig in der Nähe der SPD zu verorten. Insofern enthielt der Bericht der Eckernförder Nachrichten über den Wechsel des SPD-Ortsvorsitzenden keine Besonderheiten. Ebenso wie ich im FDP-Ortsverband als frischgewählter Fraktionsvorsitzender das Amt des Ortsvorsitzenden abgegeben habe, hat es mir mein Kollege in der SPD-Fraktion, Martin Klimach-Dreger, nun nachgemacht. Das macht Sinn.
Umso mehr hat mich dann aber der zugehörige Kommentar überrascht, den Ressortleiter Uwe Rutzen zu diesem Vorgang schrieb. Dort stellt er den Wechsel in der Führung des Ortsverbandes in einen größeren Zusammenhang:
Quo vadis, SPD?
„Man, waren das noch Zeiten“, wird sich manch wahlkampferprobter Sozialdemokrat an die Jahre zurück erinnern, in denen die SPD in Eckernförde unangefochten die absolute Mehrheit in der Ratsversammlung stellte, in denen das Rathaus noch „rot“ regiert war und in denen im Arbeiterviertel Borby alles andere als ein Kreuz für die Sozis auf dem Stimmzettel nicht denkbar erschien.
Das waren noch Zeiten, als bei der Kandidatenaufstellung für Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahlen Kampfabstimmungen an der Tagesordnung waren, als rhetorisch gewiefte Mitglieder in vollen Sälen bis in die Nacht hinein debattierten und erst dann zufrieden waren, wenn die Mehrheit der Bevölkerung mit den Ergebnissen zufrieden sein konnte. Ja, das waren noch Zeiten.
Heute sehen die Mitgliederversammlungen und Wahlen bei der Eckernförder SPD anders aus. Da muss man zufrieden sein, wenn man beschlussfähig ist, wenn sich für vakante Ämter Kandidaten melden und wenn sich überhaupt noch jemand bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen, obgleich er erst seit einem Jahr aktiv ist. Dass über politische Zielsetzungen gar nicht oder nur noch am Rande diskutiert wird, mag da schon nicht mehr überraschen.
Und dass – sieht man einmal von Joachim Kandzora ab – die alten kampferprobten Aushängeschilder der Sozialdemokraten wie Kurt Schulz, Jürgen Anbuhl und Klaus Buß den Versammlungen längst fernbleiben, erstaunt nicht wirklich. Nur Klaus Witzig, langjähriger Kopf der SPD in Eckernförde, erinnert in diesen Momenten noch an die Partei auf Erfolgskurs. Doch der hat ja alle Ämter abgegeben. Nun muss er – mit geballter Faust in der Tasche – mitansehen, wie seine Partei allmählich zur politischen Bedeutungslosigkeit verkommt. Von Aufbruchstimmung und Kampfeswillen keine Spur mehr. Quo vadis, SPD?
Ich tippe allerdings auf echte Sorge, weniger auf Häme…
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