Okt 042008
 

Anbei mein Redebeitrag aus der Ratsversammlung vom 30. September 2008 zum Tagesordnungspunkt 6, dem Tätigkeitsbericht 2008 der Gleichstellungsbeauftragten. Dieser Redebeitrag trägt dem Auftreten von Frau Elteste im Ausschuss für Jugend, Kultur, Bildung und Sport vom 23. September dieses Jahres Rechnung. Leider hat die grundlegende Kritik an der Haltung der Gleichstellungsbeauftragten gegenüber der Bemühungen der Integrierten Gesamtschule und der Albert-Schweitzer-Schule um die Betreuung von Kindern ohne männliche Bezugspersonen durch männliche Erzieher oder Sozialpädagogen nicht die Aufmerksamkeit in der Presse gefunden, wie die – zugegebenermaßen sehr griffige – Formulierung, sie möge doch bitte ihre „geistige lila Latzhose“ endlich ausziehen.

Sehr geehrte Frau Bürgervorsteherin,
liebe Kolleginnen und Kollegen
und insbesondere natürlich: Sehr geehrte Frau Elteste,

ursprünglich hatten wir, die wir in der FDP-Fraktion alle ziemlich frisch in dieser Ratsversammlung sind, vorgehabt, dass wir uns zu Ihrer Arbeit erstmals im nächsten Jahr äußern. Die Qualität Ihres Auftritts in der letzten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Kultur, Bildung und Sport hat uns umdenken lassen müssen.

Zunächst einmal Grundsätzliches: Frau Elteste, Sie bekleiden ein außerordentlich wichtiges Amt. Ihre Aufgabe ist es, sich für Gleichstellung einzusetzen, unter anderem zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts. Unstrittig ist aus unserer Sicht, dass dabei der weitaus größte Teil der Benachteiligungen Frauen und Mädchen betrifft. Das bedeutet aber nicht, dass es Benachteiligungen von Männern und Jungen per se nicht geben kann.

Und insofern können wir Ihren Auftritt in der letzten Woche im genannten Ausschuss nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Da bringen zwei Schulen zum zweiten Mal einen Antrag ein, in dem sie um Hilfe bitten. Die gewünschte Hilfe besteht darin, dass sie um männliche Erzieher oder Sozialpädagogen für die Betreuung männlicher Schüler nachsuchen. Denn diese haben – und das ist wissenschaftlich erwiesen – ohne männliche Bezugspersonen inzwischen oftmals extreme Probleme mit dem Sozialenverhalten und oftmals eben auch mit dem Lernerfolg.

Wir hätten nun von einer Gleichstellungsbeauftragten schon erwartet, dass sie die Schulen in deren Bemühungen unterstützt. Ihre Reaktion, Frau Elteste, hat mich sowohl fassungslos als auch wütend zurück gelassen. Sie haben nämlich sinngemäß gesagt, wenn sich die männlichen Lehrer der betroffenen Schulen bloß endlich einmal anstrengten, hätten die Schüler die Vorbilder, die sie brauchten. Ich frage mich wirklich, wann Sie das letzte Mal an einer Schule waren und sich dort ehrlich und ernsthaft mit den Problemen auseinander gesetzt haben.

Ganz besonders perfide aber war Ihr Vorwurf, dass Sie den Versuch der Schulen, gerade eine Verbesserung der Situation allein erziehender Mütter zu erreichen, als Diskriminierung genau dieser Frauen verunglimpften. Sie haben sich faktisch dafür ausgesprochen, allein erziehende Mütter männlicher Kinder allein im Regen stehen zu lassen. Mit dieser Haltung stehen Sie als Gleichstellungsbeauftragte hoffentlich allein auf weiter Flur.

Auf einen weiteren Ihrer Auftritte möchte ich ebenfalls kurz eingehen. Sie führen ab morgen eine Ausstellung unter dem Titel „Verlacht, verboten und gefeiert“ durch. Diese Ausstellung setzt sich mit der Geschichte des Frauenfussballs auseinander. Ein interessantes Thema, der Darstellung durch die Gleichstellungsbeauftragte durchaus würdig.

Aber ich entsinne mich noch gut, wie Sie hier standen und höchstselbst Fussball als Männersportart bezeichnet haben. Eine Ansicht, die Sie vermutlich als einzige hier im Saal hatten. Schließlich war die Damen-Nationalmannschaft gerade zum zweiten Mal in Folge Fußball-Weltmeister geworden. Die Stadtwerke übrigens haben Sie damals für deren finanzielle Unterstützung der Stadtwerke Arena gescholten. Jetzt treten dieselben Stadtwerke ganz selbstverständlich als einer der Sponsoren des Rahmenprogramms auf. Vielleicht nehmen Sie diesen Vorgang ja in das – ich zitiere – „zeittypische und auch amüsante Kaleidoskop“ ihrer Ausstellung auf. Und vielleicht nehmen sie diese Angelegenheit ja darüber hinaus auch zum Anlass, Ihr Weltbild einer Prüfung zu unterziehen.

Sehr geehrte Frau Elteste, ich wiederhole es gern: Sie nehmen in unserer Stadt eine wichtige Aufgabe wahr. Deswegen ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre Arbeit gut machen. Gern würde die FDP-Fraktion sie deshalb dabei unterstützen. Ich vermute übrigens, dass die meisten Mitglieder der Ratsversammlung das ähnlich sehen. Aber dafür müssen Sie ihre ideologische Weltsicht aus dem letzten Jahrtausend – sozusagen die geistige lila Latzhose – schon ablegen. Die Bemühungen um Gleichberechtigung und Gleichstellung haben sich im 21. Jahrhundert von stupider Konfrontation zwischen Mann und Frau nun zu einer kooperativen Suche nach Lösungen gewandelt. Wenn Sie sich weiterhin in altertümlicher Ideologie gefallen möchten, werden Sie Ihrer Sache einen Bärendienst erweisen. Wenn Sie sich allerdings auf den Weg moderner, sachorientierter Gleichstellungspolitik begeben wollen, wird die FDP fest an Ihrer Seite stehen. Es liegt in Ihrer Hand.

  Eine Antwort zu “Redebeitrag: Tätigkeitsbericht 2008 der Gleichstellungsbeauftragten”

  1. Ich werde einmal versuchen, meine Eindrücke der letzten Ratsversammlung vom 30. September 2008 zu schildern. Das ist natürlich eine ganz persönliche Sicht der Dinge, ohne jeden Anspruch auf Objektivität. Wenn man die Sitzung chronologisch abgeht, stand a

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