Mrz 192009
 

Es gibt Tage, die beginnen mit einem herzhaften Lachen. Heute war so einer, denn spätestens als ich die Eckernförder Zeitung des heutigen Tages in den Händen hielt, war es so weit. Das konnte auch das Fragezeichen in der Überschrift auf der Titelseite nicht mehr verhindern, die da lautete: „HSH Nordbank: In zwei Jahren wieder Gewinne?“

Es wäre ja schön, wenn es so wäre. Bisher aber war jede Vorhersage der HSH Nordbank falsch und endete damit, dass der Steuerzahler dann Geld in großen Mengen nachschießen durfte. Deshalb ist die Prognose auch nicht gewagt, dass die HSH Nordbank auch 2011 keine Gewinne ausweisen wird. Sie wird vielleicht wieder Boni an die Vorstände zahlen und Geld an die stillen Teilhaber ausschütten, aber auch das alles wird wieder der Steuerzahler in Schleswig-Holstein berappen. Denn zu offenkundig sind die Schwächen am Geschäftsmodell, zu stark die Zweifel der nicht von der Bank abhängigen Gutachter.

Das hält Vorstandschef Nonnenmacher nicht davon ab, vollmundig zu versprechen: „Ab 2011 sind wir wieder fit.“ Das ganze Interview gibt es sogar online. Ein paar schöne Ausschnitte aus dem Interview zum Mitlachen möchte ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten:

Die Bank ist kräftig durchgeschüttelt worden. Wer hat da wann die Übersicht verloren?

Die Frage ist aus meiner Sicht nicht ganz richtig. Die 2003 fusionierte HSH Nordbank war im Vergleich zu Wettbewerbern immer schwach kapitalisiert. Deshalb wollte man die Bank auf Wachstum ausrichten und für einen Börsengang vorbereiten. Dann kam die Finanzkrise und hat die Welt auf den Kopf gestellt.

Die Frage ist mehr als richtig: Es ist nicht die böse Finanzkrise gekommen und hat die Welt auf den Kopf gestellt. Vielmehr war die HSH Nordbank durch zusätzliche finanzielle Ausstattung mit einem Mal überkapitalisiert für ihr bestehendes Geschäftsmodell mit den Aufgaben einer Landesbank und eines Schiffsfinanzierers. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Vorstand erklären können, man benötige so viel Geld für die Aufgaben gar nicht. Deshalb könne man problemlos Eigenkapital zurückzahlen. Das wäre allerdings mit einem Bedeutungsverlust für die Bank, mit Abbau von Arbeitsplätzen und dann vermutlich auch mit einem Einkommensverlust für die Vorstände verbunden gewesen.

Also hat man sich entschieden, das Geld zu behalten und damit die geforderte Rendite zu erwirtschaften. Weil das in den herkömmlichen Geschäftsfeldern nicht ging, hat man sich kreativ neue gesucht und beispielsweise Subprimes in den USA erworben – etwas, das definitiv nicht zum Geschäftsmodell der HSH Nordbank passt. Und genau hier haben dann Vorstand und Aufsichtsrat die Übersicht verloren. Die Finanzkrise hat lediglich dafür gesorgt, dass die Bank früher als unter normalen Umständen implodiert ist. Es ist halt immer leicht, mit anderer Leute Geld zu zocken.

Und dann sagt Herr Nonnenbacher:

Die HSH galt stets als eine der wenigen Landesbanken mit einem funktionierenden Geschäftsmodell, das unter anderem auf die Finanzierung von Schifffahrt und Luftfahrt setzt. Die Bank war mit diesen Geschäftsfeldern sehr erfolgreich. Deshalb ärgere ich mich auch über unhaltbare Aussagen, hier würden Steuergelder verschwendet.

Dann sollte er sich lieber über sich selbst ärgern: Für dieses Geschäftsmodell hätte die Bank weniger Eigenkapital und Personal benötigt, als sie tatsächlich besaß. Schließlich will auch Herr Nonnenbacher sich jetzt wieder auf diese Kerngeschäfte konzentrieren – mit deutlich weniger Personal. Das Eigenkapital hat die Bank ja bereits im Vorgriff verbrannt. Aus der Tatsache, dass man sich jetzt wieder auf diese Bereiche konzentrieren möchte, folgt ja auch, dass man das vorher eben nicht getan hat. Um auf die Subprimes zurück zukommen: Die gehörten nicht zum Geschäftsmodell. Die daraus resultierenden Folgen haben Vorstand und Aufsichtsrat nicht überblickt. Und genau da wurden massiv Steuergelder verschwendet. Und weiter:

Allein zwischen 2003 und 2007 hat die HSH Nordbank 1,2 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausgeschüttet. Dazu wurden hohe dreistellige Millionensummen an Steuern bezahlt. Die Aussage, die Bank habe den Steuerzahler bisher Geld gekostet, ist schlicht falsch.

Ich denke an spontan an das hier. Oder an die fachlich deutlich fundiertere (und sachlich richtige) Aussage der FDP-Landtagsfraktion auf Basis einer kleinen Anfrage, die auch Herrn Nonnenbacher bei anständiger Vorstandsleitung bekannt sein müsste:

Die Landesregierung ging bislang immer damit an die Öffentlichkeit, dass die HSH seit ihrer Gründung im Jahr 2003 in der Summe deutlich mehr als 500 Mio. Euro an den Landeshaushalt ausgeschüttet hat. In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion (Drucksache 16/2463) stellt die Landesregierung nun fest, dass brutto 322 Mio. Euro an den Landeshaushalt flossen. Zählt man hingegen die Kreditzinsen hinzu, die das Land, bzw. die landeseigene GVB für die Einlage in der HSH bislang gezahlt hat, dann bleiben netto lediglich rund 133 Mio. Euro übrig. Von einem Riesengeschäft kann also keine Rede sein. Hinzu kommt, dass seit dem Geschäftsjahr 2008 keine Dividenden gezahlt werden, die Kreditzinsen allerdings weiter gezahlt werden müssen.

Und weiter im Interview:

Banken und Banker tragen für ihre aktuell schlechte Reputation der Branche Null Verantwortung?

Das habe ich nicht gesagt. Natürlich haben Banken durch die jüngsten Entwicklungen an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Und es wurden auch Fehler gemacht. Wir aber blicken jetzt nach vorn und arbeiten als HSH Nordbank mit allen Mitteln daran, unsere Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Das wird ein hartes Stück Arbeit. Wichtig dabei ist ein Höchstmaß an Transparenz.

Diesen Absatz finde ich besonders amüsant. Herrn Nonnenbachs „alle Mittel“ sind unsere Steuergelder. Seine „Transparenz“ äußert sich in der Weigerung, den Abgeordneten des Landtags als Vertreter der Eigentümer – als von uns! – schriftliche Unterlagen zur Entscheidungsfindung an die Hand zu geben. Ich kenne dieses Verfahren unter dem Kürzel TTV.

Und so ähnlich geht es in einer Tour im Interview weiter. Wenn man sich gern mit Aussagen gescheiterter Existenzen auseinander setzt, die für nichts verantwortlich sind, jede Schuld von sich weisen und sich die Realitäten nach Bedarf zurechtbiegen können (siehe auch: hier), dann ist man mit diesem Interview gut bedient. Die Aussagen des Interviews sind alle so offenkundig plump an den Realitäten vorbei, dass man sich schon fragen muss, wer solche Menschen in derartig verantwortungsvolle Positionen bringt. Aber das ist ja auch bekannt. Ebenso wie die Tatsache, wer Herrn Nonnebacher um – im wahrsten Sinne des Wortes – jeden Preis im Amt zu halten versucht…

Frei nach Dirty Harry: Thank you for making my day.

  2 Antworten zu “Mit der HSH Nordbank lachend in den Morgen”

  1. Ich habe diesen Teil der Aussagen von Herrn Nonnenmacher in diesem Artikel nicht in Frage gestellt. Das hätte den Rahmen gesprengt. Sollte der Eindruck entstanden sein, ich würde dieses Modell für tragfähig halten, so ist der falsch. Aber immer schön Eines nach dem Anderen… 😉
    Siehe hierzu auch die Landtagsrede von Wolfgang Kubicki vom 25.02.2009: http://is.gd/nZsE

  2. Es gibt noch andere Risiken bei der HSH Nordbank. Sie liegen falsch, wenn sie glauben mit Schiffsfinanzierungen Profit zu erwirtschaften.

    http://www.freitag.de/community/blogs/frans-von-hahn/neue-risiken-bei-der-hsh-nordbank-

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