Das diesjährige Jahresfest der dänischen Minderheit in Deutschland stand unter dem Motto „Nationale Minderheiten in Europa„. Wie in den beiden vorigen Jahren war ich gestern eingeladen, bei bestem Wetter und in der üblichen sehr netten Atmosphäre die Grüße des FDP-Ortsverbandes und der Rathausfraktion zu überbringen.
Liebe Mitglieder des Sydslesvigsk Forening,
sehr geehrte Damen und Herren,ich bin jetzt im dritten Jahr gern Gast Ihres Jahresfestes. Im Namen der Rathausfraktion und des Ortsverbandes der FDP übermittle ich Ihnen die besten Grüße.
Leider bringe ich immer noch nicht ein Wort auf Dänisch heraus. Das scheint Sie jedoch nicht abgehalten zu haben, mich wieder einzuladen.
Schleswig-Holstein ist ein besonders privilegiertes Bundesland. Unser Land beheimatet drei der vier nationalen Minderheiten, die in der Regel für Deutschland aufgeführt werden. Lediglich die Sorben sind hier nicht vertreten. Die drei übrigen Minderheiten jedoch bereichern das kulturelle und gesellschaftliche Leben unseres Bundeslandes.
Die Roma und Sinti erhalten mit Maro Temm in Kiel wohl zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die Möglichkeit, ihre eigene Lebensweise ungestört umzusetzen. Die Friesen prägen seit Menschengedenken das Bild an der Nordseeküste – einer rauen Region, mit einer gewaltigen Ausstrahlung für das Bild Schleswig-Holsteins in der Welt.
Und die dänische Minderheit mit ihrem ganz speziellen Lebensgefühl beeinflusst unseren nördlichen Landesteil und auch den Charme Eckernfördes ganz maßgeblich. Ich habe vor einigen Wochen zusammen mit den Liberalen Frauen die hiesige dänische Schule besucht und muss feststellen: Es schadet uns überhaupt nicht, wenn sich die deutsche Mehrheit künftig das Eine oder Andere abschaut.
Vielleicht können wir nicht mit jedem Punkt unseres Zusammenlebens zufrieden sein. Aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich zum ersten Mal vor zwei Jahren hier sprach: Da erzählte mir ein Herr der älteren Generation, dass es vor gar nicht so langer Zeit unvorstellbar war, dass Vertreter der Parteien der deutschen Mehrheit auf diesem Fest nur ein Grußwort gesprochen hätten. Es muss sich also gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges geändert haben. Es scheint so, als hätten die Nachkriegsgenerationen die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen – zu unser aller Vorteil.
Ich würde gern feststellen können, dass wir in ganz Europa seit 1945 Frieden oder zumindest keinen Krieg mehr haben. Aber allein die Auseinandersetzungen in Bosnien und Kroatien, in Georgien und immer noch aktuell im Kosovo zeigen, dass immer dort, wo Minderheiten unterdrückt und schikaniert werden, Krieg, Tod und Elend die Folge sind – für die Minderheit, aber auch für die Mehrheit.
Daran sollten wir immer denken, wenn wir uns darüber ärgern, was auch bei uns vielleicht alles noch nicht perfekt läuft. Wir sind auf einem guten Weg. Und das ist – bei aller berechtigter Kritik – auch ein Verdienst der Europäischen Union.
Ich werde nicht einmal den Versuch unternehmen, Ihnen vorzuschreiben oder auch nur anzuraten, ob und vor allem was Sie wählen sollen. Aber ich bitte Sie, wenn Sie skeptisch sind, ob Sie morgen zur Wahl gehen sollen: Ziehen Sie auch die Aspekte des friedlichen Miteinanders und des Schutzes von Minderheiten in Ihre Überlegung ein. Und gewichten Sie diese bei Ihrer Entscheidung, ob Sie zur Wahl gehen wollen, richtig.
Wir Liberale in Eckernförde werden auch künftig dafür streiten, dass jeder unser Mitbürger sein Leben nach seiner Façon bestreiten darf – gerade auch diejenigen, die einer Minderheit angehören. Ich kann Ihnen nicht zusagen, dass Ihnen unsere Entscheidungen immer gefallen werden. Aber ich verspreche Ihnen, dass wir jederzeit ein offenes Ohr für Ihre Belange haben werden. Und so wie ich das erlebe, praktizieren unsere politischen Mitbewerber vor Ort das auf eine ähnliche Weise.
Ich wünsche Ihnen für heute viel Spaß auf ihrem Jahresfest und freue mich, wenn Sie mich vielleicht auch im nächsten Jahr wieder in Ihre nette Runde einladen.
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